Das schlimme Wort: Stolz

Ich erinnere mich zurück. In meine Jugend. Was durfte ich als Deutscher auf keinen Fall sein oder sagen? Dass ich stolz bin, ein Deutscher zu sein. Ich verstand es, war es doch auch nie mein Anliegen, auf ein Land oder meinen Geburtsort stolz zu sein.

Aber darf ich denn ansonsten stolz sein? Auf was eigentlich? Stolz darauf, am Leben zu sein? Das schien damals noch selbstverständlich. Stolz auf meine schulischen Leistungen? Für einen Schulverweigerer wie mich eine eher unpassende Idee.

Immerhin war ich stolz darauf, beim Scheisse bauen immer die durchgeknalltesten Ideen zu haben. Aber darauf durfte ich nur heimlich stolz sein.

Ich wurde älter, fand mich in der beruflichen Welt wieder. Und war, wie schon beschrieben, ein ewig Suchender. Also konnte ich hier auch nicht stolz sein. Auf welche Karriere-Stufe auch?

Auch sportlich war ich dem Heldentum nicht sonderlich nahe. Im Tennis gut, aber den Gegner platt machen? Ich doch nicht, wollte nicht, dass er traurig ist.

Wieder kein Stolz.

Verdammt. Irgendwie, so sagen sie, ist stolz zu sein ein geiles Gefühl.

Und dann kam mein erstes Buch. Jahre ist es her. Ich, der nie Germanistik studiert hatte, kein Akademiker war, hatte ein Buch gemacht. Feierte dessen Geburt mit Freunden. Aber konnte ich jetzt stolz sein?

Ich war drangeblieben, Kapitel für Kapitel. Hatte mich durchgekämpft. Hatte Lektorat und Korrektorat nervlich angegriffen, aber unbeschadet überstanden. Ich war berührt und begeistert. Mein eigenes Buch. Da war es. Ich konnte es anfassen, es Seite für Seite umblättern, den Geruch wahrnehmen und den Schweiß und die Tränen erinnern.

Verdammt – ich konnte wieder nicht stolz sein.

Zu gut hatte ich gelernt, dass gerade ICH nichts hatte, um stolz zu sein. Und prompt fand ich selbst auch die passenden Gründe: Kein Akademiker, kein renommierter Verlag, keine Bestseller-Liste. NUR ein schnöder Selfpublisher. Und DAS kann ja schließlich jeder. Und sicher besser als ich.

Dabei wäre ich so gerne stolz gewesen. Wenigstens einmal.

Jahre später. Mittlerweile habe ich drei Bücher gemacht und das vierte entsteht gerade. Zwei veröffentlicht, eines wartet auf das notwendige Geld. Und ein Drehbuch, abgenommen von einem Regisseur.

Heute habe ich drei Bücher auf meine Webseite übernommen. Habe sie liebevoll eingepflegt, getextet, verlinkt, für das neue ein Arbeits-Cover geschaffen. Ich prüfte die Webseite am Rechner und am Handy. Lehnte mich zurück. Wurde still. Und weißt Du was?

HEUTE BIN ICH ZUM ERSTEN MAL STOLZ AUF MICH UND MEIN WERK ALS AUTOR!!! DAS IS MAL NE NUMMER. VIER BÜCHER, EIN DREHBUCH. Ich bin stolz, durchgehalten zu haben. Drangeblieben zu sein. Getan zu haben, was ich bin: Schreiber. Autor.

Und ich gebe zu, es stimmt, was sie gesagt haben: ES IST EIN VERDAMMT GEILES GEFÜHL

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