Die Lüge vom authentisch sein – und Alternativen

Wenn ich das Unwort des Jahrzehnts küren dürfte, dann wäre dies eines meiner Favoriten: Authentizität. Ich kann es bis heute nicht wirklich aussprechen, beim Schreiben bedarf es der Auto-Korrektur und wenn ich damit konfrontiert werde, braucht es gute Nerven.

Verstehe mich bitte nicht falsch, ich halte es sogar für entscheidend wichtig, sein Leben authentisch zu leben. Das ist einer der Kerne meiner Arbeit. 

Was mich aufregt, ist die große Lüge der Authentizität, noch mehr der ewige Vorwurf: „Du bist nicht authentisch, Baby….“

Gerade im Internet finden wir beides in sagenhafter Ausschweifung:

Der Vorwurf

Jemand produziert ein Video oder schreibt einen Text und schon kommen die Aasgeier, führen sich wie heilige Apostel auf und entscheiden, wer hier authentisch ist und wer nicht. Und das innert Sekunden. Zum Vergleich: Es gibt Menschen, die geben sich Jahre Ihres Lebens einer intensiven Psychoanalyse hin. Also zwei- bis dreimal pro Woche auf die Couch. Und das, um sich selbst ein Stück besser kennenzulernen. Ein Prozess über Jahre. Im Internet gelten ja andere Regeln und die Aasgeier wissen nach Sekunden besser wer Du bist, als Du in Jahren. Sagenhaft. Hellseherei vom Feinsten.

Die Krönung an diesen Plattitüden: Es reicht nicht der einzelne Hinweis, sondern es wird die Ansage als Vorwurf platziert. Offensichtlich mit dem Ziel, zu verletzen. Und selbst wenn Verletzung nicht das Ziel ist, scheinen die Aasgeier derart selbst-verliebt zu sein in ihre eigene Weisheit, dass ihnen tatsächlich entgeht, wie verletzend ein solcher Vorwurf sein kann.

Ein Beispiel:

Jemand will lernen, Videos zu produzieren. Das gilt es an klug gesetztes Licht zu denken, an einen guten Ton, einen entsprechenden Hintergrund, der Bild-Ausschnitt muss passen und nicht zuletzt die Message selbst muss sauber und klar formuliert sein. Und alles bitte nicht zu lang, denn selbst die Apostel haben kaum mehr Aufmerksamkeitsspanne zu Verfügung. Dann die Sache mit der Kamera: Vor ihr frei zu sprechen macht vielen Menschen Angst. Jetzt traut sich jemand, sich derart verletzlich zu zeigen, geht also erste Schritte trotz Angst und was kommt als Ergebnis: Du bist nicht authentisch. Traumhaft. Voll am Thema vorbei, Apostel,  6, setzen.

Das wirft Fragen auf

In seiner Angst zu sein ist nicht authentisch? Interessant. Und wer entscheidet das? Aufgrund welcher Expertise? Reicht es nicht, dass wir Millionen von selbsternannten Bundestrainer*innen haben bei jeder EM und WM im Fußball? Jetzt haben wir also weitere Millionen von Psychotherapeut*innen, Psycholog*innen und mehr.

Einander ständig zu bewerten, abzuwerten und nieder zu machen, mit sinnlosen und dummen Vorwürfen ist schwach und macht schwach. Jemanden vorzuwerfen und ihn oder sie zu beWERTen, weil man glaubt, das Video sei nicht authentisch oder das Tuch im Hintergrund hänge schief, daher könne man die Message nicht ernst nehmen, sagt mehr über die Absender*innen des Vorwurfes aus, als über die Produzent*innen des Videos.

Die Lüge

Wenn wir uns über Authentizität streiten wollen, wenn wir daraus Vorwürfe generieren wollen, sollten wir möglicherweise dazu zuerst den Begriff definieren. Was also ist denn Authentizität?

Darüber streiten Gelehrte und Fachkundige seit langem. Also ist meine Definition vermutlich genauso falsch oder richtig wie die anderer Expert*innen:

Wer jemand in seinem oder ihrem Wesenskern als Mensch wirklich wirklich ist, ist eine lebenslange Frage. Es wird in den meisten Fällen immer „nur“ eine Annäherung sein. Vielleicht ist das eine der Künste des Lebens: Sich selbst immer mehr zu erkennen. Und es zunehmend zu schaffen, sich selbst zu leben und auszudrücken. Es zu schaffen, beide Welten in Harmonie zu bringen: Meine eigene, innere Welt mit der äusseren Welt und ihren Anfragen.

Authentisch ist, wer sich so ausdrückt, wie er ist. Oder sie. So wird es meistens gesehen. Da darf eines nicht übersehen werden: Wir alle werden von der äusseren Welt geprägt. Wir bekommen Werte, Verhaltens-Regeln und alles mögliche von der äusseren Welt gelehrt und diktiert. Enorm prägend in unseren Zeiten als Kinder und Jugendliche und genauso prägend, wenn wir dann in der äusseren Welt existieren und überleben wollen. Anpassung. Welche Werte meinen wir denn, wenn wir unsere Diagnose abfeuern, authentisch oder nicht, meinen wir dann die Werte die jemand übernommen hat (und eigentlich ganz anders ist, sich aber nicht traut)? Oder meinen wir die Werte, die jemand wirklich wirklich in sich trägt durch sein Sein?

Woher wollen wir denn wissen, welche Werte dieser Mensch wirklich in sich trägt, wenn dieser Mensch sie selbst noch nicht einmal entdeckt hat? Aber wir feuern trotzdem die Diagnose ab. Wie verlogen. Wie verletzend.

Ist es nicht viel mehr so, dass wir jemanden als nicht authentisch beschimpfen, wenn diese Person anders auftritt, als wir diesen Menschen zu kennen glauben? Weil also ein Verhalten eines anderen nicht mit MEINEM EIGENEN Bild von dieser Person übereinstimmt, entscheiden WIR SELBST, dass diese Person nicht authentisch ist? Wie verlogen ist das denn, bitte? Wie verletzend ausserdem.

Am Rande sei hier notiert

Genau aus diesem Grund hadere ich auch so mit unausgebildeten Coaches und „Therapeut*innen“, die ohne sich selbst auch nur im Ansatz zu kennen, in einem Feld wirken wollen, wo es permanent um Projektionen, Übertragungen und Gegenübertragungen geht. Und dann kommen „Diagnosen“ wie „nicht authentisch“, und zählen damit noch zu den harmloseren Vorwürfen.

Es wird also gelogen, verletzt und verurteilt, dass man aus dem Staunen nicht mehr heraus kommt. Nicht jede*r meint es böse, das ist mir bewusst.

Ich will nur bewusst machen, Licht hinein bringen auf Vorgänge, die tief verletzend wirken können.

Es gibt natürlich auch jene, die diesen Anwurf zur Waffe nutzen, weil sie selbst unrund sind. Weil sie spüren, dass es jetzt eng wird:

Eine neue Zeit bricht an

Man kann es als esoterischen Humbug betrachten, oder man kann sich zumindest einlassen auf die Phänomene, die sich momentan abspielen. Ist Dir schon einmal aufgefallen, dass es auf dieser Welt zunehmend wütender zugeht? Dass die gegenseitigen Beschimpfungen auffallend stark zunehmen? Dass kaum ein Stein mehr auf dem anderen zu bleiben scheint? Wenn ja, dann beobachte einmal auch die Monate vor Corona. Da begann alles. Und hier kommt der Heiler durch:

Das Zeitalter der Lüge ist vorbei.

Wir treten ein in ein neues Zeitalter mit einer deutlich höheren Schwingung:

in das Zeitalter der Liebe.

Spätestens jetzt, werde ich im Gespräch zumeist unterbrochen. Das könne ja nicht sein, heisst es dann, wenn es in die Liebe ginge, wäre ja nicht derart viel Wut spürbar. Naja, wende ich dann ein, der erste Satz berichtet ja auch davon, dass das Zeitalter der Lüge vorbei geht. Und das macht besonders jene wütend, die lieber eine Show abliefern, die gerne die Lüge leben, weil sie nicht wissen, wer sie sind, die Angst davor haben, mit ihrem Sein „alleine“ nicht zu genügen. Diese merken, dass ihre Show-Time zu Ende geht und das allein macht sie wütend.

Andere macht wütend, weil, um bei einem Beispiel zu bleiben, sie sich nur noch angelogen fühlen von den Medien. Sie sind nicht bereit, das weiter hinzunehmen und reagieren: Mit Wut.

Der Wechsel vom Zeitalter der Lüge in das Zeitalter der Liebe ist überdies kein Angebot am Buffet der Möglichkeiten. Weder liegen noch 12 weitere Alternativen an diesem nicht vorhandenen Buffet, wir sind hier auch nicht im Pauschal-Urlaub, noch gibt es die Wahl, ob man die Lüge bevorzugt oder die Liebe.

Der Wechsel findet längst statt. Und er ist alternativlos. Mache ihn mit oder krepiere an der Lüge. Wachse, oder stirb. Oder wie es in der Oper Händel und Gretel heisst: „Friss, Vögelchen, oder stirb!“

Die Lüge und die Show werden mittlerweile zum Bumerang: Sie gehen postwendend zu den Absender*innen zurück und richten dort höchstselbst den geplanten Schaden an. Und das macht: wütend.

Mir ist bewusst, wie anmassend und provokant das womöglich klingen mag. Ich bitte Dich also, einfach einmal in Ruhe diese Thesen als möglich zuzulassen und die Vorgänge um Dich herum in diesem Lichte zu betrachten. Du wirst staunen.

Alternativen

Das Zeitalter der Liebe ist da und kommt immer mehr. Es fordert Dich heraus, Dich selbst zu entdecken. Und mutig Deinen ureigensten Weg zu gehen. Schau hin, wer Du wirklich wirklich bist. Es geht dabei auch nicht darum, heute schon zu wissen, was Du mit 90 erst zu entdecken glaubst. Frage Dich, wer Du heute bist. Ob wir 90 werden, ob das neue Zeitalter der Liebe das Entdeckungs-Tempo erhöht (was es übrigens tatsächlich tut!), ist nicht wichtig.

Alles was zählt bist Du. Im hier und jetzt.

Ja, ich weiß, wieviel Mut Du dazu brauchen wirst. Ich brauchte und brauche ihn selber auch. Ja, ich weiß auch, wie sehr sich diese Reise zu Dir selbst lohnt.

Wir kommen aus der Liebe, wir sind die Liebe und wir gehen in die Liebe.

Also bricht ein geradezu phantastisches Zeitalter für uns an. Fordernd und klar. Und liebend.

Stell Dir mal eine Welt vor, die die Liebe zunehmend im zentralen Denken und handeln festigt.

Stell Dir mal eine Welt vor, in der Deine Message wahrgenommen wird, in der Du als Mensch erkannt und wahrgenommen wirst. Wo es dann keines Anwurfes mehr bedarf, dass Du nicht authentisch seist.

Stell Dir mal vor, Du bist Teil dieser Welt. Wer und was möchtest Du darin sein? Und was möchtest Du dann teilen und geben?

Denn auch dies geht zu Ende: Gier. Ewiges nehmen und ausbeuten.

Menschen die Einander als Menschen erkennen, urteilen nicht mehr, sie TEILEN.
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